Die Wallbox kann ich selbst anschließen, oder?
Sie sollten keine Arbeiten an der Elektroinstallation vornehmen; es sei denn, Sie haben als Elektrofachkraft die notwendigen Kenntnisse. Und obwohl das Anschließen eines Kabels sehr einfach aussieht: Die Fehler, die man dabei machen kann, sind vielfältig. Ich möchte Sie anhand eines einfachen Beispiels überzeugen, derartige Arbeiten lieber einem Elektriker zu überlassen — gerade bei den Leistungen, die eine Ladestation aus dem Stromnetz abrufen kann.
Die simple Aufgabe: Eine CEE-Verlängerung ist zu lang, das Kabel muss gekürzt werden. Eigentlich kein Ding — aufmachen, schneiden, verbinden, zumachen. Trotzdem: Auch bei dieser einfachen Aufgabe kann man schon einiges falsch machen. Mir geht es nicht darum, eine Anleitung zu geben! Sondern Ihnen aufzuzeigen, das Sie das eine oder andere Detail vielleicht übersehen hätten. Die Installation einer Ladestation ist viel komplexer, da Sie auch die vorgelagerte Elektroinstallation prüfen müssen. Das ist für einen Laien effektiv nicht machbar.
Aber zurück zum Beispiel: Kürzen wir ein CEE-Kabel!
Schritt für Schritt
Zunächst einmal brauchen Sie natürlich Werkzeug. Verwendet habe ich von links nach rechts: Seitenschneider, Mantelmesser, Schraubendreher, Kabelschere, ein Abisolierwerzeug und eine Adernendhülsenzange.
Zunächst wird das Kabel auf die richtige Länge eingekürzt. Die Kabelschere ist gerade so groß genug, um die 5G6-Gummischlauchleitung zu schneiden. Eine Kabelschere macht saubere Schnittkanten — ganz im Gegensatz zu einem Seitenschneider.
Im nächsten Schritt wird dann der Mantel des Kabels entfernt. Dabei muss die mantelfreie Länge zum verwendeten Stecker passen. Ebenso wichtig: Mit dem Messer darf man die Isolierung der Einzeladern im Kabel nicht verletzen. Gerade mit einem Taschenmesser schneidet man oft zu tief.
Unbedingt prüfen, ob man zu tief geschnitten hat. Wäre hier die Isolierung der Einzeladern verletzt bleibt nur eins: Abschneiden und neu anfangen. Passt hier aber.
Als Nächstes werden die feindrähtigen Einzeladern abisoliert und mit einer Aderendhülse versehen. Das ist sehr wichtig, da ansonsten die Schraubklemme im Stecker einzelne Drähte abquetschen könnte. Diese stehen dann nicht mehr für den Transport der Elektrizität zur Verfügung — man reduziert damit den Querschnitt des Kabels. Also: Unbedingt passende Aderendhülsen aufpressen, denn die kleine Hülse aus Alu verhindert das Abquetschen. Ich bevorzuge eine Vierkantpressung, da diese außerdem die Drähte gasdicht abschließt und so die Oxidation des blanken Kupfers verhindert.
Nun werden die Einzeladern entsprechend ihrer Farbe auf den Stecker aufgeklemmt. Dabei sieht man recht gut, das der PE-Leiter etwas erhöht verklemmt wird. Der Hintergrund: Sollte das Kabel irgendwann aus dem Stecker herausgerissen werden ist der PE-Leiter der letzte, der abreißt. Somit sind die Schutzfunktionen bis zum letzten Augenblick gegeben. Also: Unbedingt darauf achten, dass der PE-Leiter am längsten ist bzw. in diesem Fall den PE-Leiter nicht kürzer schneiden!
So sieht das fertig aufgeklemmte Kabel aus. Abschließend natürlich noch den Stecker verschliessen und die Zugentlastung anziehen. Fertig!
Notwendige Prüfungen
Naja, nicht ganz fertig. Jetzt kommt der Teil, der oft einfach untergeht, aber genauso wichtig wie alles andere ist: die Prüfung. Für so ein simples Kabel sind nur zwei Prüfungen durchzuführen. Für beide reicht es allerdings nicht, mit einem Multimeter oder einem Duspol kurz durchzupiepsen — die Anforderungen der DIN VDE 0702 sind etwas höher.
Durchgängigkeit des Schutzleiters
Zunächst muss nachgewiesen werden, dass der Schutzleiter auch seine Funktion erfüllen kann. Dafür muss ein Messgerät verwendet werden, das einen Messstrom von 200 mA nutzt — und nicht, wie bei einem Multimeter, ein Messstrom von vielleicht 1-10 mA. Im Folgenden greife ich daher auf einen geeichten Installationstester von Gossen Metrawatt zurück:
Bei einer Leitung bis 5 m Länge muss der Schutzleiterwiderstand $ R_{PE} \leq 0,3 \Omega $
betragen. Das ist hier mit $0.08 \Omega$
ganz
klar gegeben. Ich habe die Messung dreimal wiederholt, das hier ist das
schlechteste Ergebnis. Eigentlich nicht vorgeschrieben, aber weil das
Kabel ja mit 22 kW belastet werden kann habe ich die gleiche Messung an
allen anderen Kontakten wiederholt.
Als letztes fehlt noch der Isolationswiderstand. Den messe ich bei 500
Volt, denn im Betrieb ist die größte Belastung des Kabels bei 400 Volt.
Gefordert sind Messwerte $ \geq 1M\Omega $
, was auch locker
erfüllt wird.
Elektroarbeiten nur vom Fachmann
Ganz klar: Das ist alles keine Raketenwissenschaft. Aber selbst bei einer sehr einfachen Aufgabe wie “Kabel kürzen” gibt es schon eine Menge Details, die man beachten muss. Hand aufs Herz: Hätten Sie an alle Kleinigkeiten gedacht?
Ich baue daher auf Ihre Fehlerkultur: Wenn Sie sich nicht wirklich sicher sind, beauftragen Sie einfach einen Elektriker. Der hat nicht nur das passende Werkzeug, sondern hat auch die Erfahrung, um Arbeiten an der Elektroinstallation sicher durchführen zu können.
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