Kann ich meine Wallbox auch an eine CEE-Steckdose anschließen?
In vielen Garagen findet man eine rote Drehstromsteckdose, auch “CEE-Steckdose” oder Kraftstromsteckdose genannt. Daraus kann man entweder 11kW (3x16A) oder gar 22kW (3x32A) entnehmen. Ursprünglich war diese vielleicht zum Anschluß eines Holzspalters oder eines Schweissgeräts gedacht — wäre doch prima für den Anschluß der Wallbox, oder?
Das da ist meine selbstgebaute Wallbox. Da ich die Garage miete ist die CEE-Steckdosenvariante für mich — und meinen Vermieter — die einfachste Möglichkeit. Allerdings ist eine Wallbox, im Gegensatz zu einer “mobilen Wallbox” oder IC-CPD, eigentlich für die Festinstallation vorgesehen. Ist das ein Problem?
Jein. Wie gesagt: Eigentlich müsste die Wallbox fest installiert werden. Damit das trotzem sicher funktioniert müssen ein paar Details beachtet werden. Ich gehe im Folgenden davon aus, das die Steckdose schon da ist und korrekt installiert ist. Das bedeutet, das sie entsprechend ihrer Anschlußleistung (11kw, 22kW) abgesichert ist, der Querschnitt ausreicht und die Leitung in einem angemessenen Zustand ist. Gerade letzteres kann ein Laie gar nicht sinnvoll beurteilen.
In meinen Augen sollte man daher einen Elektriker mit einer Durchsicht beauftragen. Denn: Schon 11kW sind eine recht große Leistung und damit auch eine Brandgefahr. Elektroautos laden ist eine Dauerbelastung, welche die Elektroinstallation deutlich stärker belastet als ein Holzspalter.
Aber gehen wir mal davon aus das die CEE-Steckdose in Ordnung ist. Die Steckdose selbst ist für den Dauerbetrieb geeignet, d.h. da muss man sich keine Gedanken machen. Trotzdem muss man noch Folgendes bedenken:
Die Anschlußleitung muss geeignet sein. Neben dem Typ der Leitung (H07RN-F) ist vor allem der Querschnitt wichtig, denn: Die Leitung muss den Kurzschlussstrom, der für das Auslösen des Leitungsschutzschalters auftreten muss, auch wirklich zuverlässig transportieren. Folgendes Szenario: Eine 16A-Wallbox wird an eine 32A-CEE-Steckdose angeschlossen. Dann muss die Leitung die 32A verkraften. Zwar würde es “im Normalfall” ausreichen, auf 16A zu dimensionieren; aber im Fehlerfall müssen halt 32A fließen können, damit der Leitungsschutzschalter auslösen kann.
Die Verbindung sollte in Ordnung sein, d.h. der Leitungswiderstand muss entsprechend gering sein. Dazu kommt auch, das die Kupferleitung thermisch arbeitet und so z.B. eine Lüsterklemme sich über die Zeit losarbeiten würde. Das passiert auch bei flexiblen Leitern, die ohne Adernendhülsen auf einen CEE-Stecker aufgelegt wurden.
Das Konzept für den Fehlerstromschutz muss passen. Zu den Fehlerstromschutzschaltern gibt es hier mehr Informationen. Die dortigen Informationen gelten natürlich genauso auch bei CEE-Steckdosen.
Unterm Strich: Jein. Technisch kann man das hinreichend sicher machen. Aber es gibt da einige subtile Fallstricke, sodass man gerade bei einer existierenden CEE-Steckdose trotzdem nochmal einen Elektriker fragen sollte.
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